Von der Straße auf die Schiene Bereits in den 1990er Jahren ahnte die Führung der Brennerautobahn AG, dass die A22 allmählich an ihre Kapazitätsgrenze stoßen würde und entschied sich für eine zukunftsweisende Lösung: Die zunehmende Verlegung des Langstrecken-Güterverkehrs auf die Schiene. Die Gesellschaft investierte verstärkt in den Bahnsektor und gründete mit STR AG, RTC AG und Lokomotion GmbH Unternehmen für den Gütertransport auf Schiene dies- und jenseits von Brenner und Tarvis. Am 15. Oktober 2001 verließ der erste Güterzug den Bahnhof München Riem in Richtung Verona: Es war der Beginn einer neuen Phase unaufhaltsamen Wachstums. Auf den Tag 20 Jahre später, am 15. Oktober 2021, genehmigte der Verwaltungsrat der A22 eine Kapitalaufstockung zugunsten von STR für die Übernahme von 75 % eines weiteren Bahnunternehmens, In Rail AG. Zu den bewährten Routen gesellen sich neue Angebote: Der Bereich Schiene wächst und soll durch künftige Investitionen weiter gestärkt werden. Aktuell verlegt die Brennerautobahn AG täglich rund 1.000 Schwerfahrzeuge von der Straße auf die Schiene und spart damit gut 200.000 Tonnen an CO2-Emissionen pro Jahr ein. Mit der Fertigstellung des Brennerbasistunnels, an dessen Finanzierung sich die Gesellschaft seit den 1990er Jahren beteiligt, dürften diese Zahlen weiter ansteigen: Der BBT ermöglicht nämlich nicht nur eine Aufstockung der Kapazität der Bahnlinie um 60-90 Züge pro Tag – durch das Entfallen von Höhenunterschieden können zudem längere Züge die Strecke passieren und 20 % mehr Güter transportieren. Intermodale Logistikzentren Die Herausforderung der Zukunft liegt in der erfolgreichen Kombination unterschiedlicher Verkehrsnetze und -systeme. Die Brennerautobahn AG plant diesbezüglich die Schaffung eines intermodalen Logistikzentrums in Isola della Scala, das mit Quadrante Europa zusammenarbeiten soll: Hier können künftig LKWs ihre Fracht auf die Schiene verladen. Der Standort Isola della Scala liegt strategisch optimal an der Kreuzung der Nord-Süd- bzw. der West-Ost-Achse. Die Brennerautobahn AG setzt allerdings nicht nur auf Straße und Schiene, sondern auch auf den Wasserverkehr. Unter den geplanten Vorhaben der Gesellschaft findet sich auch der Ausbau des Binnenhafens Mantua-Valdaro, der Mantua über ein 136 km langes und an 365 Tagen im Jahr schiffbares Kanalnetz ohne Pegelunterschiede mit dem Meer verbindet. Der Verkehr am Hafen Valdaro-Mantua wächst kontinuierlich: Wurden hier 2019 noch rund 250.000 Tonnen an Waren umgeschlagen, so waren es 2022 bereits 754.000 Tonnen. Die geplante trimodale Infrastruktur des Hubs soll in Zukunft Wasserstraßen, Bahnnetz und A22 verbinden. Der Brennerbasistunnel – BBT Der Bahnbetrieb erfährt in den Gebieten entlang der A22 tiefgreifende Umwälzungen. Besonders hervorzuheben ist hier der Bau des Brennerbasistunnels: Das Großprojekt im Wert von über 10 Mrd. Euro soll voraussichtlich 2032 abgeschlossen werden und wird nicht nur die Fahrtzeit entlang der Brennerstrecke verkürzen, sondern auch eine erhebliche Steigerung der Zuglänge von derzeit 450 m auf über 700 m ermöglichen. Der BBT verläuft in zwei eingleisigen Haupttunnelröhren auf einer Länge von 55 km von Innsbruck (Österreich) bis nach Franzensfeste (Italien). In Abständen von 333 m verbindet ein Stollen, ein sogenannter Querschlag, die zwei Röhren. Vier seitliche Zufahrtstunnel in Ampass, Ahrental, Wolf und Mauls verbinden den BBT mit der Geländeoberfläche. Die Brennerautobahn AG leistet einen maßgeblichen, langfristigen Beitrag zur Umsetzung des Projekts und weist hierzu alljährlich beträchtliche Beträge aus dem Autobahnbetrieb einem eigenen Fonds zu.