Hauptakteure des Projektes sind die Brennerautobahn AG, die Finanzpolizei und das Wissenschaftszentrum für Sicherheit und Kriminalität der Universitäten Trient und Verona
Innovative Prototypen eines Spektralphotometers und eines Funkscanners vorgestellt
Die Bemühungen für eine höhere Sicherheit auf der Autobahn und in der Bekämpfung illegaler LKW-Transporte gehen weiter. Dank einer Zusammenarbeit zwischen der Brennerautobahngesellschaft und dem Wissenschaftszentrum für Sicherheit und Kriminalität der Universitäten Trient und Verona (CSSC – Centro di Scienze della Sicurezza e della Criminalità) werden drei neue Prototypen entwickelt, mit denen die Finanzpolizei noch wirksamere Kontrollen an den 314 Autobahnkilometern durchführen kann. Nach einer Testphase werden die drei Prototypen ab diesem Herbst für Kontrollen entlang des Autobahnnetzes zwischen Brenner und Modena eingesetzt werden.
Beim ersten Prototyp handelt es sich um einen kompakten Funkscanner, der mithilfe fortschrittlicher Technologien entwickelt wurde und sowohl im Innen- als auch im Außenbereich eingesetzt werden kann. Mit dem Gerät können verdächtige LKW-Frachten sowie mögliche doppelte Böden erkannt werden. Dies erleichtert die Kontrolltätigkeit, da eine schnelle Inspektion der Fahrzeuge möglich ist.
Auch die anderen beiden Prototypen können mühelos im Kampf gegen illegale Transporte eingesetzt werden. Es handelt sich dabei um zwei Exemplare eines Spektralphotometers, das ist ein wissenschaftliches Instrument, mit dem die Lichtabsorption einer chemischen Lösung oder eines Materials bei verschiedenen Wellenlängen gemessen wird. In diesem Fall dienen sie einer schnellen Analyse von geschmuggelten Kraftstoffen und Mineralölen in Transitfahrzeugen. Dank der Unterstützung von Algorithmen der Künstlichen Intelligenz können die beiden Prototypen eine schnelle Analyse durchführen, ohne dass eine Betreuung notwendig ist. Dadurch sind schnellere Kontrollen möglich. Durch die Spektralphotometer liegen die Informationen über die Natur eines abgefangenen Produkts unmittelbar vor, sodass festgestellt werden kann, ob es sich um einen Brennstoff handelt, der eventuell einer Steuer unterliegt. Die beiden Spektralphotometer werden innerhalb September einsatzbereit und voll funktionsfähig sein, während der Einsatz des Scangerätes vonseiten der Finanzpolizei nach einer Einschulung innerhalb November starten soll.
Die Entwicklung und die künftige Einführung der drei neuen Instrumente sind durch die Unterzeichnung von zwei neuen Konventionen formalisiert worden, die das Rahmenabkommen zwischen der Brennerautobahngesellschaft und der Universität Trient aus dem Jahr 2021 ergänzen und präzisieren. Letzteres ist Teil einer umfassenderen Absichtserklärung, die bereits 2019 zwischen der Universität Trient, dem Regionalkommando der Finanzpolizei Trentino-Südtirol, der Staatsanwaltschaft am Landesgericht Trient und der regionalen Staatsanwaltschaft am Rechnungshof für Trentino-Südtirol geschlossen worden ist.
Die A22 ist eine Verkehrsachse von großer logistischer und wirtschaftlicher Bedeutung für das Staatsgebiet, da sie – von Nord nach Süd – insgesamt vier Regionen durchquert: Trentino-Südtirol, Veneto, Lombardei und Emilia-Romagna. Obwohl die Brennerautobahn nur fünf Prozent des italienischen Autobahnnetzes ausmacht, passieren jährlich durchschnittlich 70 Millionen Fahrzeuge die A22 und werden an der Strecke 10,5 Prozent des gesamtstaatlichen Import-Export-Handels abgewickelt. Die Brennerachse ist aber auch eine der Hauptrouten, die Schmuggler nutzen um verschiedenste Arten von illegalen Waren einzuschleusen: von Kraftstoffen und Mineralölen über gefälschte Produkte wie Zigaretten bis hin zum Menschen- und Migrantenhandel.
„Die neuen Prototypen sind effizienter und einfacher zu bedienen als die bisherigen Geräte, die wir auf Grundlage der vorherigen Konvention entwickelt haben“, erklärt Massimo Donelli, Professor am Institut für Bauingenieurwesen, Umwelt und Mechanik der Universität Trient und wissenschaftlicher Projektkoordinator für das Wissenschaftszentrum für Sicherheit und Kriminalität. „Dies ist auch der Künstlichen Intelligenz geschuldet. Die Daten, die mit diesem neuen Gerät gesammelt werden, ermöglichen es den Inhalt von Transportfahrzeugen wie Lastwagen, Container-LKWs, Planen-LKWs und vieler anderer zu analysieren, um die Art der Ladung zu identifizieren. Dadurch wird es möglich sein, den Ordnungskräften – in erster Linie der Finanzpolizei – akkurate Informationen über Unregelmäßigkeiten und über anwesende Menschen oder Tiere zu liefern. Technologische Anwendungen im Bereich der Sicherheit zählen zu den Aufgaben des Zentrums – eine Struktur, deren Stärke in der Entwicklung und Steuerung solider multidisziplinärer Kompetenzen liegt.“
„Der Brenner“, erklärt der Geschäftsführer der Brennerautobahngesellschaft Diego Cattoni, „verbindet die beiden wichtigsten Produktionsländer Europas: Italien und Deutschland. Seine wirtschaftliche, soziale und politische Bedeutung ist daher offensichtlich und hoch. Als Autobahnkonzessionär haben wir die Aufgabe, die Sicherheit von Personen und Gütern auf dieser Achse zu gewährleisten und gleichzeitig für maximale Effizienz zu sorgen. Die Instrumente und Synergien, die wir durch diese Vereinbarungen entwickelt und gefördert haben, sind wertvolle Verbündete, um diese Strategie täglich weiter zu verbessern.“
„Die Entwicklung neuer Instrumente zur Unterstützung der Ermittlungen gegen illegale Transporte auf der Brennerautobahn A22 ist hoffentlich ein wichtiger Beitrag für ein höheres Sicherheitsniveau entlang dieser bedeutenden Autobahnstrecke für unser Gebiet, aber auch für das gesamte Land“, ergänzt Andrea Di Nicola, Professor für Kriminologie an der Fakultät für Rechtswissenschaften der Universität Trient und Direktor des Wissenschaftszentrums für Sicherheit und Kriminalität. Das Zentrum ist von den Universitäten Trient und Verona gegründet worden, um die angewandte Forschung im Bereich der Sicherheit mit jenen Institutionen zu verbinden, die in eben diesem Bereich tätig sind. Das Projekt mit der Brennerautobahngesellschaft und die Zusammenarbeit mit dem Regionalkommando Trentino-Südtirol der Finanzpolizei stellen für uns ein wichtiges Labor dar“, so di Nicola. „Der Corps, der tagtäglich im Kampf gegen den illegalen Handel im Einsatz ist – dieser schädigt sowohl die Interessen des Staates als auch der Bevölkerung – wird sein Personal und seine Mittel zur Verfügung stellen, damit bereits in den ersten Projektphasen der wissenschaftliche Ansatz in die Praxis übertragen wird, in der die technischen Instrumente dann eingesetzt werden“, unterstreicht auch der Kommandant der Finanzpolizei Trentino-Südtirol, Brigadegeneral Guido Zelano.
„Diese Instrumente“, fährt der Technische Direktor der Brennerautobahngesellschaft Carlo Costa fort, „bereichern das langjährige Engagement der Brennerautobahn auf signifikante Weise. Eine Grenzautobahn zu sein ist sicherlich ein Wert, erfordert jedoch ein besonders hohes Maß an Aufmerksamkeit. Derzeit errichten wir in der Nähe der Mautstelle von Sterzing eine Station zur Kontrolle von Schwerfahrzeugen, durch das die Überprüfungen sicher noch effektiver abgewickelt werden können.“
Das Wissenschaftszentrum für Sicherheit und Kriminalität (CSSC) ist im Februar 2021 von der Universität Trient und der Universität Verona gegründet worden. Es befasst sich mit der Identifizierung, der Analyse, der Vorbeugung, der Abschwächung, dem Management, der Kommunikation und dem Verständnis von sicherheitsrelevanten Risiken sowie mit Nachrichtendiensten zur Anwendung in verschiedenen institutionellen, wirtschaftlichen und sozialen Kontexten. Ziel des CSSC ist es, einen ständigen Austausch zwischen Forschern und öffentlichen Einrichtungen, großen Unternehmen und anderen Akteuren im Bereich der Sicherheit zu gewährleisten, den Austausch von Erfahrungen und bewährten Verfahren zu fördern. Die Tätigkeiten drehen sich um ein neues Modell der Zusammenarbeit zwischen der Welt der Forschung und Bildung mit der Welt der Institutionen und Unternehmen, um den modernen Herausforderungen der Sicherheit in allen ihren Anwendungsbereichen zu begegnen.